2013 gründete sich in Miltenberg eine private Initiative durch ehrenamtliche Bürger Miltenbergs, die an die jüdischen Mitbürger, die Opfer der NS-Regimes bzw. des Holocausts wurden, erinnern wollen. Daher sollten Stolpersteine verlegt werden. Bereits zweimal wurden einige Steine verlegt und daran beteiligten sich Schüler der Mittelschule, der Realschule und des Gymnasiums. In diesem Jahr, im Juli 2018, wurden die nun die letzten 14 Steine verlegt.
Als Frau Repp in der damaligen 9b (jetzt 10b) einen Aufruf startete, meldeten sich sechs Schüler freiwillig. Für sechs Menschen sollte die Realschüler Biografien und kreative Texte verfassen: Für die Familie Weichsel, bestehend aus den Eltern Ernestine und Simon sowie den Kindern Betty und Julius, für Carolina Hoffmann und für Rudolf Falk. An mehreren Nachmittagen durchsuchte man die jüdische Datenbank im Internet über diese Personen. Über manche konnte man jedoch fast nichts herausfinden, was die Schüler traurig machte und auch schockierte, da von manchen Menschen nichts übrigblieb. Schließlich verfassten die Schüler kreative Texte über den Alltag im Warschauer Getto, eine Deportation von Nürnberg nach Theresienstatt und sie stellten sich Fragen, was aus den Menschen hätte werden können. Auch die Presse kam zu Besuch und schaute zu, wie die Schüler eine Plakatwand gestalteten, um ihre Mitschüler auf die Gräueltaten des NS-Regimes aufmerksam zu machen. Auch im Unterricht wurde das NS-Regime ausführlich behandelt.
Am 3. Juli 2018 wurden schließlich die Steine verlegt. An diesem heißen Tag waren viele geladene Gäste wie Herr Bürgermeister Demel zugegen, als die Schüler und Schülerinnen ihre Texte emotional vortrugen und auch die Zuschauer zum Schmunzeln brachten, als man sich fragte, ob Julius Falk sich auch über die deutsche Nationalmannschaft bei der WM geärgert hätte. Für die Mitglieder der Initiative war es ebenfalls ein sehr emotionaler Tag, da ihr persönliches Projekt nun zu Ende ist. Auch für die Schüler war es durchaus eine Erfahrung, mal mit richtigen Personen zu tun zu haben, da sie im Unterricht oft nur Opferzahlen wahrnehmen und sie sich nun mit echten Opfern und deren Schicksalen beschäftigt haben. Sie haben begriffen, was Willkür anrichten kann und was Nachbarn ihren Nachbarn angetan haben.
Veronika Repp